In jedem seiner Sätze vernimmt man sprühende Leidenschaft, wenn Hans-Jürgen Thoma über klassische Musik referiert. Humorbegabt und ideenreich führte der Cembalo-Spieler durch die musikalische Matinee mit seinem „Trio Sanssouci“ in der evangelischen Melanchthonkirche in Neckarstadt-Ost. In wenigen Tagen steht dem 65-Jährigen ein prägender Einschnitt bevor. „Jetzt geht es erst richtig los“, freute sich Moderator Hans-Jürgen Thoma in Bezug auf seine bevorstehende Verrentung zum 1. März hin.
Was für ein kraftvoller Start in den Tag: In der hellen weißen Melanchthonkirche stimmte das „Trio Sanssouci“ mehrere Stücke an, wie eine Triosonate G-Dur von Johann Christian Bach und eine Sonate G-Moll von Carl Philipp Emanuel Bach. „Hier in Melanchthon ist eine wunderschöne Akustik, hier ist Leben in der Kirche“, kommentierte Hans-Jürgen Thoma. Er war 28 Jahre lang Leiter der städtischen Musikschule im pfälzischen Frankenthal war und ausführlich über biographische Details der beiden Bach-Söhne Johann Christian und Carl Philipp Emanuel zu erzählen wusste.
Außerdem hing rechts neben dem Altar eine ausgerollte Kopie des schweren Ölgemäldes „Flötenkonzert Friedrichs des Großen“ des Malers Adolph von Menzel. Auf diesem Bild bläst der alte Friedrich unter einem schweren Kronleuchter stehend die Querflöte. Das Original davon kann man in der Berliner Nationalgalerie bestaunen. Zur stimmungsunterstreichenden Visualisierung des eigenen Auftritts habe das „Trio Sanssouci“ dieses imposante Gemälde von 1852 aufgehängt. „In diesem Musikkabinett haben wir schon musiziert. Der Saal sieht noch genauso aus und blieb unverändert“, schilderte Trioleiter Hans-Jürgen Thoma.
1993 gegründet
Aktuell feiert das „Trio Sanssouci“ sein 25-jähriges Bestehen. Darüber hinaus gab das Dreigespann, das in seiner Urformation 1993 gegründet worden war, vier Sätze einer „Suite Antique“ für Flöte und Cembalo des Komponisten John Rutter zum Besten, ein bedeutender englischer Klangkünstler. Während der königlichen Hochzeit zwischen Prinz William und Kate Middleton im April 2011 sei, wie Moderator Thoma informierte, klassische Musik von John Rutter gespielt worden. Aus ihren Instrumenten ließen die drei Profimusiker die Klänge quer durch das evangelische Gotteshaus fliegen. Wobei Gastgeber Hans-Jürgen Thoma den feuilletonistischen Begriff „Tonmalerei“ verwendete.
Ein Kontrastprogramm lieferte das Dreigespann, zu dem auch Sigrun Meny-Petruc (Oboe) gehört, dagegen mit dem Werk „Die Jungfrau von Orleans“ nach Voltaire aus der Feder des Komponisten Wolfgang Müller-Steinbach. „Neue Musik kann man nicht unter dem Begriff des Wohlklangs einordnen, jedoch ist sie aufregend“, versicherte Thoma. Was nicht ganz so leicht zugänglich war wie die vorhergehenden Bach-Stücke.
Wie das Zwitschern eines Vogels klang die Querflöte von Sohee Oh, eine junge Südkoreanerin, die seit sieben Jahren wegen musikalischer Studien in Mannheim lebt. „Unsere vorletzte CD-Einspielung brachte uns eine Einladung zu 3Sat und arte“, erzählte Hans-Jürgen Thoma, der ferner erklärte, wie mühsam es sei, sein Tasteninstrument herumzuschieben, über Stufen und Hindernisse hinweg. Fast wie ein Möbelpacker. „Es ist mimosenhaft, dieses Instrument, vor allem bei dieser Kälte“, weiß der 65-Jährige.
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